This time in German as an exception. I wrote it in German and I'm too lazy to translate.
Da stand er dann also. Schon seit zwei Stunden stand er da, inmitten dieses Bienenstocks, dem die Eingangshalle des Bahnhofs an einem Sonntagabend gleicht.
"Hero by Choice" - lachhaft.
Das Einzige, das er wirklich "by Choice" gewählt hatte, war, sich zum Affen zu machen.
"Hero by Choice", das stand hinten auf seiner weißen Jacke.
Es war seine Lieblingsjacke, klar. Eigentlich sie sie etwas lächerlich aus, gerade an ihm. Mit seinen 39 Jahren schimmerte an seinem Hinterkopf schon mehr Kopfhaut durch, als es seinen schulterlangen Haaren gut tat. Insgeheim wusste er, dass sie ihn mit dieser Jacke nicht ernst nehmen würde, aber er fühlte sich stärker mit diesem "Hero by Choice" - ein bisschen zumindest.
Aber nicht stark genug.
Ansonsten würde er nicht jetzt schon zwei Stunden hier stehen, an das Geländer der Eingangstreppe gelehnt, so lässig wie es nur ging.
Und es ging ziemlich schlecht, denn SIE war nur 20 Meter entfernt.
Wie immer hatte sie ihr langes schwarzes Haar streng nach hinten gekämmt und zu einem Zopf gebunden. Mit ihrer Uniform der Deutschen Bahn war sie das hübscheste Mädchen der Welt. So viel war klar.
Er hatte sich das ganz genau überlegt:
Er würde einfach hingehen zu ihr an den Info-Schalter, sie würde ihn etwas gestresst anschauen und fragen "Wie kann ich ihnen helfen?".
Er würde sein gewinnendes Lächeln aufsetzten und antworten "Indem sie sich das Gedicht anhören, das ich für sie geschrieben habe."
Sei würde sprachlos sein, ihn ungläubig mit ihren großen, unglaublich dunklen Augen anschauen und wenn er nicht augenblicklich in diesen Augen ertränke, würde er einfach loslegen.
Die Idee mit dem Gedicht hatte er schon vor drei Wochen. Seitdem schrieb er an den Zeilen und versuchte, jeden Morgen auf dem Weg zum Zug einen kurzen Blick auf sie zu erhaschen.
Er war wahrlich kein Dichter aber in diese Worte hatte er sein ganzes Gefühl gelegt und sogar noch etwas mehr.
Nun stand er da also und seine Lippen bewegten sich, als er sich sein Gedicht wieder und wieder leise vorsagte.
"Du willst ein Held sein?", dachte er.
"Du bist die größte Pfeife des Jahrhunderts".
"Ein lächerlicher Typ mit lichtem Haar, einer doofen Jacken und keinem Mumm, um sein Mädchen anzusprechen. Sie würde dir eh nicht zuhören. Nie im Leben."
Vor allem nicht, solange sich die dritte Zeile nicht richtig reimte. Das war die entscheidende Zeile.
Also lieber noch mal heimfahren, am Gedicht feilen und morgen noch mal kommen.
Am Besten wäre eh, er vergäße sie gleich ganz.
Seine Lippen bewegten sich, als er, seine Verse rezitierend die Treppe hinunter und nach Hause ging.
Aber ein "Hero by Choice" war er trotzdem, fand er.
Morgen ganz bestimmt.
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Die kleine Geschichte ist entstanden, als mir aufgetragen war, am Bahnhof Leute zu beobachten und rauszufinden, welche Geschichte zu ihnen gehören könnte. Der Mann mit der "Hero by Choice" Jacke lehnte lange am Geländer der Eingangshalle und ging dann, leise die Lippen bewegend, in Gedanken versunken die Treppe hinunter und davon.
Die Geschichte ist für Dich - Du weißt, wer Du bist.